Nach 2000 Jahren hat Judas das Wort

Fastenandacht mit Theater und Gebet • Aufführung/Präsentation von „Judas“ vom Chawwerusch Theater mit anschließendem religiösen Gespräch, Gebet und Segen •Mittwoch der Karwoche - 31.03.21 - 19:00 Uhr - Kath. Kirche Göllheim.

Neue Produktion des Chawwerusch Theaters feiert Premiere und geht auf Tournee

Am Freitag 5. März betritt Ben Hergl als „Judas“ die Bühne im Herxheimer Chawwerusch-Theatersaal, sofern es keine Verlängerung des derzeitigen Lockdowns gibt. Es ist die Premiere des gleichnamigen Stücks von Lot Vekemans in der Inszenierung von Ro Tritschler. Seit Oktober ist es das erste Mal, dass das freie Theater wieder im eigenen Saal auftreten kann. In „JUDAS“ kommt der umstrittene Apostel zu Wort, der laut Bibel mit seinem Kuss Jesus verraten hat. Seit 2000 Jahren wird er daher für Jesu Tod am Kreuz verantwortlich gemacht, gilt als Inbegriff des Verräters und wurde immer wieder als Begründung für Vorurteile und Antisemitismus in jeder Form missbraucht. In einer inszenierten Show begegnet er nun leibhaftig dem Publikum und kann endlich für sich selbst sprechen. Unter dem Namen „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ werden bundesweit rund tausend Veranstaltungen ausgerichtet. Diese Inszenierung von JUDAS ist eine davon.

Wer hätte das gedacht? Da kommt er ganz unscheinbar daher, modern-unauffällig gekleidet  und erst auf den zweiten Blick sieht man ein paar persönliche Attribute: die Kippa auf dem Kopf, das dezente Einstecktuch im Anzug in der gleichen Farbe wie das Shirt unterm Sakko und das kleine Lederarmband mit hebräischen Schriftzeichen (Kostüme und Bühnenbild: Franziska Smolarek). Er möchte auch gar nicht darauf eingehen, wie es sein kann, dass er tausende Jahre nach seinem Tod hier stehen kann, er möchte jetzt, nachdem so viele Jahre immer andere über ihn geredet haben, endlich mal selbst sagen, wie es gewesen ist damals in Galiläa und Jerusalem und warum er tat, was er getan hat.

Das Publikum hört, was den jungen Mann, einen Zeitgenossen und glühenden Verehrer von Jesus von Nazareth antrieb, die Sache im Garten von Gethsemane auf die Spitze zu treiben. Welche Ziele er verfolgte und wie er sich plötzlich als Verursacher eines Geschehens wiederfand, dessen Ausgang er nicht für möglich gehalten hätte. Denn „woher sollte ich denn wissen, dass es so viel Hass gab, so viel Wut, so viel Enttäuschung (...) Von allem so viel!“ Hass und Wut gab es auch noch zu anderen Zeiten reichlich. So wurde die scheinbar so abgrundtief niederträchtige Tat des Verrats immer wieder mit einem ebenso durch und durch bösen Charakter von Judas begründet. Und damit nicht genug. Nicht nur er selbst soll dämonisch böse und voller Niedertracht gewesen sein, die christliche Welt übertrug diese Eigenschaften gleich auf das ganze jüdische Volk. Das war die Grundsteinlegung für eine Form des Antisemitismus, der bis heute andauert. Judas nimmt auch hierzu Stellung. Er spricht als Vertreter eines Volkes, das man um grundlegende Teile seiner eigenen Identität gebracht hat. Denn er „bekam einen Namen, der schon seit Generationen dem ersten Sohn in der Familie gegeben wird, als Zeichen der Verbundenheit mit dem fernen Vorvater des Volkes.“ Was ist aus dieser stolzen Tradition geworden? „Judas“ wird als Schimpfwort und Synonym für Verrat verwendet, manchen gilt das Aussprechen dieses Namens als Tabu. Es gibt sogar Länder, in denen es gesetzlich verboten ist, einem Neugeborenen diesen Namen zu geben.

Ein erschütternder Monolog, der verblüfft, vieles erklärt, aber gleichzeitig auch vieles offen lässt. Wer zuhört, wird auf sich selbst zurückgeworfen. Die eigenen Sichtweisen und Denkmuster werden unwillkürlich hinterfragt, egal ob man religiös ist oder nicht. In dieser Situation soll das Publikum nicht allein gelassen werden. Nach dem circa 70-minütigen Auftritt folgt als zweiter Teil der Veranstaltung ein moderiertes Zuschauergespräch zum Stück, an dem auch der Schauspieler teilnimmt.

Nach den ersten drei Veranstaltungen im Theatersaal vom 5. bis 7. März wird „JUDAS“ am Freitag, 12. und Samstag 13. März in der Herxheimer Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt, Untere Hauptstraße 150 gespielt. Auch bei der darauffolgenden Gastspieltournee in der Passionszeit sind es Kirchen, die als Spielort dienen. Zum Beispiel die katholische Kirche in Kirrweiler am 14. März oder die Protestantische Dreifaltigkeitskirche in Speyer am 19. und 20. März. Alle Aufführungen finden unter den jeweils gültigen Hygiene- und Abstandsregeln statt. Im Theatersaal ist eine moderne Belüftungsanlage in Betrieb, die für ausreichend Frischluft sorgt. Alle Infos zu den Chawwerusch-Vorstellungen unter Coronabedingungen finden sich auf www.chawwerusch.de.

Info:

Tag der Veranstaltung:        Mittwoch der Karwoche - 31. März 2021
Uhrzeit der Veranstaltung:  19:00 Uhr - Einlass ab 18:00 Uhr
Ort der Veranstaltung:         Kath. Kirche Gollheim
Parkplatz:                           Vor dem Pfarrheim auf dem Parkplatz gegenüber der Kirche

Eintritt:                                Da es sich um einen Gottesdienst handelt, gibt es keinen Eintritt!

Wie bei jedem Gottesdienst gelten auch hier die für Gottesdienste gültigen Hygienekonzepte und es besteht Anmelde- & Registrierungspflicht.

Wir haben diesen Gottesdienst zur Absicherung bei der Ortsgemeinde und beim Ordnungsamt angemeldet.

Anmeldung:                        Pfarrbüro: Tel.: 06351-5083    Mail: pfarramt.goellheim@bistum-speyer.de

„JUDAS“ wurde gefördertdurch #2021JLID - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“, aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat, weiterhin von der Evangelischen Kirche der Pfalz, von der Sparkasse Südpfalz, der Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz und dem Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz

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Chawwerusch ist das professionelle Theaterkollektiv der Südpfalz mit eigener Spielstätte, das Geschichte und Geschichten erlebbar macht. Die meist selbst entwickelten Stücke eignen sich für unterschiedliche Spielorte. Zudem produziert das Chawwerusch Theater Großprojekte mit Amateuren auf hohem künstlerischem Niveau.

Die Expedition Chawwerusch ist die junge Sparte des Theaters. Neben den Produktionen für Jugendliche und junge Erwachsene hat sie ein breites theaterpädagogisches Angebot.