Nach einer vierjährigen Pause, hauptsächlich wegen meines Stellenwechsels von Dudenhofen-Römerberg nach Göllheim-Hl. Philipp der Einsiedler in der Phase der Jahre 2019 bis 2020 und der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021, will ich wieder mit der Jugend auf Fahrt gehen. Als Auftakt in meiner neuen Pfarrei hat sich die Jugend als Ziel Barcelona ausgesucht.
Die Fahrten, die ich durchführe, stehen immer unter einem besonderen Thema, das zur globalen wie lokalen Lebenssituation in Politik, Gesellschaft, Kultur und Religion passt.
Unser Thema für diese Fahrt lautet:
"Junger Wein gehört in neue Schläuche"
[Mk 2,22]
- Gott & Mensch ♦ zwischen ♦ Tradition & Moderne -
Vor allem während der Coronakrise brachen die Abgründe unserer sozialen Gemeinschaft auf, die zwischen extremen Sichtweisen sich selbst zuweilen verlor und mehr und mehr die sozialkompetente Disziplin und sachorientierte Achtsamkeit zur Stärkung der Lebesgemeinschaft vermissen ließ.
Aber auch politisch und vor allem auch in den Religionen diffundieren die Sichtweisen mehr und mehr auseinander und lassen Gräben erkennen, die man nicht für möglich gehalten hatte oder nicht sehen wollte.
Unsere Gruppe will die Freizeit auch nutzen, um einen ehrlichen und kritischen Blick auf unsere eigene Pfarrei zu lenken.
Wir können nicht leugnen, dass unsere Pfarrei andere Zeiten der Blüte kannte und nicht im Stande war, den Anschluss an die Gegenwart zu finden.
Das Gute an der Tradition wurde mehr und mehr zu einem Befolgen von Regelwerk, in welchem man die Erfüllung des rechten Glaubens und der ordentlichen Pastoral ansah; so, wie es vielen Pfarreien in der Zeit ab den 60ern bis heute erging.
Die sich rasant ändernden Lebenssituationen, politischen und gesellschaftlichen Umstände und die damit für die nächsten Generationen sich auftuenden Fragen blieben mehr und mehr unbeantwortet.
Kirche als Heimat ging verloren und zog sich zurück auf die Rechtfertigung nach Vorschriften zu handeln.
Das Erkennen einer defizitären Situation und eines damit verbundenen Handlungsbedarfs verpflichtet - sofern ich der Kirche angehöre und getaufter Christ bin - zum Handeln.
Der leichte Weg sich selbst durch den Kirchenaustritt davon zu entpflichten, wird der Erkenntnis, die immer auch Gnade darstellt, nicht gerecht.
Wenn ich erkenne bin ich zum Handeln verpflichtet.
Dieser komplexen Problematik wollen wir uns stellen:
Wo braucht unsere Glaubensgemeinschaft das bewahrende Element, das das Gute der Tradition pflegt und leben lässt - und wo braucht unsere Glaubensgemeinschaft den Mut das Evangelium in die Gegenwart hineinzuverkünden - mit der Sprache, den Themen, den Formen, die die Gegenwart und die Menschen des Jetzt und Heute auch verstehen - nicht im Zeitgeist - aber im Geist der Zeit.
Barcelona bietet sich hier mit seiner wechselhaften Geschichte der drei monotheistischen Religionen ebenso historisch wie aber auch künstlerisch kulturell an.
Die Werke Antonis Gaudis im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert verlassen die klaren kubischen linearen Formen und weichen sie auf. Geschwungene, lebendig dynamische Formen, wie sie der Natur, dem Menschen, der Fauna und der Flora entsprechen, eine bunte Vielfalt, die weniger Gesetz als vielmehr Leben in seinem Sein und Wandel darstellt, werden zu organisch wirkender Kunst, die optisch lebt und Gott und Mensch in Freiheit und Fülle gerechter wird, da sie scheinbar keinem linearen Kalkulationsgesetz folgt.
Und obwohl Gaudi die scheinbar klaren regelgerechten Formen verlässt, bewahrt er dennoch das klassische an der Tradition - was sich vor allem an der Sagrada Familia zeigt. Unweigerlich stellt diese inzwischen zur Basilika erhobene Kirche eine Kirche dar - mit allem, was aus der 2000jährigen Tradition dazugehört - und dennoch wähnt man sich beim Betreten der selben im Inneren eines monumentalen Waldes, der Dich als die Natur und Schöpfung Gottes in allen Farben und Formen umarmt - und Du das Gefühl hast eins zu werden mit dem, was Gott in der Vielfalt des von ihm geschaffenen Lebens in diese Geschöpflichkeit von seiner Seele hineingelegt hat.
Tradition und Moderne geben sich hier die Hand und schaffen Lebens- und Glaubensraum, einen Ort des Liebens und Hoffens, des Betens und Eins-Seins mit uns selbst, miteinander und dem Grund unseres eigenen Daseins: dem allmächtigen und liebenden Gott.
Auf dieser Fahrt werden wir viele Momente erleben, die uns auf uns selbst zurückwerfen, uns selbst und das Miteinander neu entdecken lassen und Gott neu vor Augen und vor unserem Herzen und unserer Seele präsentieren werden.
Wir werden unseren Weg finden - einen Weg, der uns hilft dafür zu sorgen, dass unsere Kirche vor Ort wieder neu zum Leben erweckt wird.
Wir werden uns dieser Herausforderung stellen - und mit Gottes Hilfe in den nächsten Jahren unserer Pfarrei Hl. Philipp der Einsiedler den Weg zu einer Zukunft ermöglichen - eine Kirche, die anders ist, aber eine Kirche, die lebt - die sich nicht hinter verstaubte Vorschriften versteckt, sondern aus der Tradition und der Gegenwart neu erblüht.
Selbstverständlich wird auch der Spaß und die Freude, die Gemeinschaft und die Zeit zum Ruhen und Spielen nicht fehlen.
Aber auch das Gebet, die Meditation, die Hl. Schrift und das Auseinandersetzen mit philosophischen, theologischen und sozial-politischen Themen, Schriften und Standpunkten wird uns begleiten und auf dieser Fahrt geistig und seelisch fordern und in Einklang stehen mit all dem, was wir besichtigen und vor Ort erleben werden.
Wir werden erkennen, dass die Probleme unserer Gegenwart an sich nichts Neues sind, sondern sich schon in den Reden und Taten Jesu Christi seinerzeit spiegelten. Spricht er doch nicht wenige alltägliche Probleme an, die in 2000 Jahren nicht anders geworden sind und immer wieder auftauchen. Zugleich findet er sich in einer Gesellschaft, die nicht genau wußte, wo sie hingehörte und welche Identität sie eigentlich haben sollte.
Das Leben Jesu stellt eine Antwort auf all diese Probleme und Bedrohungen dar. Es ist nur die Frage, ob uns diese Antwort gefällt.
Lassen wir uns überraschen, was uns Jesus auf dieser Fahrt erzählen will, was uns Gott zumuten und in unseren Seelen, Herzen und unserem Verstand auslösen wird.
Gott möge uns auf der Fahrt begleiten und behüten und unter seinen Segen stellen. Er möge uns Kraft geben, um in dieser Welt die Stimme zu erheben für eine Kirche, die wieder das Evangelium Jesu Christi und nicht sich selbst verkündet.
(Josef Metzinger, Pfr.)
Wie kann ich mich anmelden?
Ab sofort kann man sich über die Anmeldeseite anmelden.
Bei der Anmeldung ist darauf zu achten, dass Teilnehmer*innen, die jünger als 21 Jahre alt sind, das Formular "Anmeldung und Aufsichtsbestätigung" ausfüllen müssen.
- Teilnehmer*innen, die das 21. Lebensjahr schon vollendet haben, füllen das Formular "Anmeldung Erwachsener" aus.
- Anmeldeschluss ist der Donnerstag, der 01. Juli 2021.
- Erfolgt kein Widerruf, ist die Anmeldung ab 19. Juli 2021 verbindlich.